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Mini-One-Stop-Shop

// 02. 10. 2014

Eben bin ich – mehr oder minder durch Zufall – auf das das "Verfahren Mini-One-Stop-Shop" gestossen. Das ist zwar eine Vereinfachung des ab demnächst geltenden Wahnsinns aber trotzdem kaum zu glauben.

Was für ein Wahnsinn

Ab 1. Januar 2015 müssen Internet-Dienstleister, die elektronische Dienstleistungen an Privatpersonen im Ausland verkaufen, dort (d.h. wo der Kunde wohnt) Umsatzsteuer entrichten.

Man stelle ich das mal vor. Ich betreibe eine Website, die einen kostenpflichtigen Dienst anbietet. Meine Kunden sind Privat-Personen. Dann habe ich bis dato die Umsatzssteuer nach deutschem Steuersatz berechnet (19%) und ganz normal an mein lokales Finanzamt abgeführt. Jetzt muss ich – theoretisch – meine Umsatzsteuer in den Ländern meiner Kunden abführen. Inkl. Anmeldung bei den dortigen Steuerbehörden und Abgabe einer Steuererlärung. Und natürlich unter Berücksichtigung der dortigen Steuersätze. Die sind natürlich in jedem EU-Land unterschiedlich.

In welchem Neuland denken sich Finanzbeamte solche Ideen aus?

Hat schon mal jemand darüber nachgedacht, dass ich meine Kunden vielleicht gar nicht kenne? Vielleicht setze ich einen Bezahldienst wie PayPal ein. Dann müsste ich noch nicht mal Namen und Anschrift des Kunden kennen. Woher soll ich also das Land kennen, aus dem der Kunde kommt? Es war mir in der Vergangenheit egal. PayPal hat dafür gesorgt, dass ich mein Geld bekomme.

In Zukunft muss ich explizit darauf bestehen, nach dem Land, aus dem der Kunde kommt, zu fragen. Datensparsamkeit ade.

Und wie soll ich meine Preise gestalten? Netto-Preise darf ich ja bei Endkunden nicht bewerben. Entweder weise ich also für jedes Zielkunden-Land einen eigenen Preis aus. Oder ich nehme es in Kauf, dass mir für verschiedene Kunden unterschiedlich viel Netto von einem einheitlichen Brutto-Preis übrigbleibt. Dann kann ich nur hoffen, dass keine Ungarn (27% Umsatzsteuer) sondern nur Luxemburger (15% Umsatzsteuer) bei mir kaufen.

Mini-One-Stop-Shop

Gut, es gibt dann doch eine Vereinfachung namnes "MOSS". Steht für "Mini-One-Stop-Shop". Ich kann mich auf BZStOnline-Portal – auch Elster-Online genannt – registrieren und dann meine Steuern für alle EU-Länder dort bezahlen. Aber die unterschiedlichen Steuersätze muss ich auch dort angeben.

Zusammengefasst ist das für mich eine volle Breitseite für Startups und Klein-Unternehmen, die im Internet Geld verdienen wollen. Es potenziert den Aufwand für das Erstellen von Rechnungen und Steuererklärungen um die Zahl der EU-Mitgliedsländer. Was für ein Unfug.

Disclaimer

Ich bin kein Jurist und auch kein Steuerberater, sondern Software-Unternehmer. Kann also gut sein, dass ich hier Mist erzähle. Also bitte nicht darauf berufen.


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